Tausende Frage, auf die es vermeintlich keine klare Antwort gibt. Möglich. Aber man kann sich dem Thema “Keine Gefühle mehr in der Beziehung” annähern.
Inhalte des Artikels “Keine Gefühle mehr in der Beziehung” im Überblick
+ Wie entstehen Gefühle?
+ Keine Gefühle mehr in der Beziehung – Gründe im Überblick
+ Gefühle für den Partner neu entdecken – Wie kommen Gefühle wieder?
+ Fazit zum Thema “Keine Gefühle mehr in der Beziehung”
Wie entstehen Gefühle?
Gemäß biologisch orientierten Theorien sind Emotionen in spezifischen Hirnstrukturen und physiologischen Prozessen verankert. So weit, so gut.
Aber welche Erkenntnis kann uns nun weiterhelfen bei der Frage, wie man Gefühle wiederfinden kann und ob man Gefühle für den Partner neu entdecken kann?
Es ist vor allem die Erkenntnis, dass äußere Umstände höchstens einen kurzfristigen Effekt auf die Gefühlslage haben können. Einen nachhaltigen Einfluss haben sie aber nicht. Die Grundstimmung lässt sich nur durch das eigene Denken neu definieren.
Ergo: Wir haben unsere Gefühle zu einem großen Teil selbst in der Hand!
Keine Gefühle mehr in der Beziehung – Gründe im Überblick
Es gibt drei klassische Gründe, die unser Denken dahingehend beeinflussen, dass keine Gefühle mehr in der Beziehung sind.
1. Hamsterrrad des täglichen Lebens
Eifriges Arbeiten an der Karriere, perfekte Eltern für gemeinsame Kinder sein, den Haushalt stemmen, Freundschaften pflegen, die eigenen Eltern nicht vernachlässigen, einen stressigen Alltag meistern. Dabei haben Sie praktisch unbemerkt den Partner aus den Augen verloren.
Nebeneinander her leben – dafür reicht die Zeit gerade so aus. Und vielleicht die paar Wochen Urlaub, die man eben nehmen muss – und dabei die meiste Zeit vor dem Laptop oder am Handy verbringt. Denn man ist praktisch unentbehrlich und muss immer und überall erreichbar sein – so das eigene Denken.
2. Verletzungen
Fehlende Wertschätzung. Unaufmerksamkeiten. Eine Affäre, die ans Licht gekommen ist. Ständige Vorwürfe und Kritik des Partners. Aggressionen, die nicht beherrscht werden. Andauernd zurückgesetzt werden.
Als man noch in der glücklichen Beziehung Gefühle füreinander hatte und frisch verliebt war, kannte man negative Gefühle nicht. Umso schneller geht es dann, dass man aufgrund von Verletzungen plötzlich keine Gefühle mehr hat. Und der Partner zum Ex Partner werden kann.
3. Rollenveränderung
Es gibt zwei typische Phasen, in denen Rollenveränderungen dazu führen können, dass keine Gefühle mehr in der Beziehung sind.
Vor / Nach Geburt des ersten Kindes
Als das Paar noch keine Kinder hatte, lief die Beziehung auf Augenhöhe. Beide Partner sind gleichermaßen ihrem Beruf nachgegangen, hatten ihre eigenen aber auch gemeinsame Freunde, ihre Hobbies. Jeder konnte seine Bedürfnisse und Wünsche im Wesentlichen erfüllen und seinem Partner dies ebenfalls gönnen.
Gleichzeitig konnten sie mit ihrem Partner in Beziehung bleiben. Man freute sich auf die gemeinsame Zeit, in der ein Austausch auf Augenhöhe möglich war. Man fühlte sich gleichwertig.
Nun die Geburt. Nach anfänglicher Freude und Euphorie über den lang ersehnten Nachwuchs kehrt nach und nach Ernüchterung ein. Die Frau wird in aller Regel ihrem bisherigen Beruf zunächst nicht mehr nachgehen.
Hobbies und Freundschaften können nicht oder nicht mehr so gepflegt werden. Währenddessen taucht der Mann in der Arbeit ab.
Jedes Privatvergnügen bedarf zu Hause einer Rechtfertigung. Er beginnt, die Frau, nur noch als Mutter wahrzunehmen. Und als Kontroletti. Diese wiederum fühlt sich nicht gewertschätzt, obwohl sie sich doch rund um die Uhr um den doch so lang ersehnten Nachwuchs kümmert.
Und unbedingt darüber reden möchte, wenn der Mann wieder da ist. Der aber hat keinen Kopf dafür. Es ist ein schleichender Prozess bis zum Resultat: Keine Gefühle mehr für Ehemann, keine Gefühle mehr in der Beziehung.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind
Sind die Kinder aus dem Haus, passiert es oft, dass nunmehr die Mutter ihre Mutter-Rolle auch ganz aktiv ablegen möchte. Sie steigt wieder in den alten Beruf ein. Oder widmet sich nun ganz neuen Herausforderung.
Jedenfalls wendet sie sich Dingen zu, die ganz primär sie selbst erfüllen. Dabei erntet sie Lob, Anerkennung und Wertschätzung. Vieles von dem, was ihr vorher gefehlt hat.
Ganz anders der Mann. Jetzt, wo die Kinder endlich aus dem Haus sind, möchte er sich wieder mehr seiner Frau zuwenden.
Ihr Fokus liegt nun aber ganz woanders. Gefühle für den Partner? Jetzt, wo sie drüber nachdenkt fühlt sich das plötzlich sehr weit weg an. Und nachrangig.
Auf der einen Seite gibt es glücklicherweise keinen Automatismus im Sinne von „langjährige Beziehung – Gefühle weg“! Auf der anderen Seite gibt es neben den oben genannten Gründen noch andere Gründe dafür, dass in einer Ehekrise keine Gefühle mehr spürbar sind.
In allen Fällen stellt sich dann dieselbe Folgefrage: Kann man verloren gegangene Gefühle wiederfinden beziehungsweise neu entdecken?
Gefühle für Partner neu entdecken – Wie kommen Gefühle wieder?
Keine Gefühle mehr, kommen sie wieder? Ist die Beziehung noch zu retten? Wenn man keine Gefühle mehr hat (und wenn Frau keine Gefühle mehr hat), kann die Beziehung ernsthaft in Gefahr sein.
Was also tun, wenn beide Partner den Impuls haben „Gefühle weg, Beziehung retten“? Wenn dieses gemeinsame Ziel “Wir möchten die Gefühle wiederfinden in unserer Beziehung” erkennbar ist, hat eine Paartherapie / Paarberatung gute Erfolgsaussichten. Diese kann nach folgendem Muster verlaufen:
Bestandsaufnahme
Paare tun sich in der Regel leicht damit, ihre Unzufriedenheit abstrakt zu beschreiben. Beschreibungen wie „Ich fühle mich nicht mehr gesehen.“, „Wir leben nur noch nebeneinander her.“, „Das gewisse Etwas fehlt.“ oder auch „Wir funktionieren nur noch.“ hört man häufig.
Wichtig ist es, die Partner dazu zu bewegen, Ihre Situation möglichst konkret zu beschreiben. Besonders eignet sich hierfür die sogenannte „Kamera-Frage“: Was würde eine Kamera bei Ihnen aufnehmen?
Da eine Kamera nur im Stande ist, Bild und Ton aufzunehmen, werden die Partner nun herausgefordert, Ihre zuvor abstrakt beschriebenen Gefühle mit Bild und Ton zu beschreiben. Was hat der Partner gesagt? Wie war seine Gestik/Mimik?
Kam es zu irgend einer körperlichen Reaktion? Gab es Berührungen, Zärtlichkeiten, Sex etc.? Diese Informationen sind für den anderen Partner enorm wichtig. Denn entweder waren ihm manche Punkte nie bewusst. Oder er hat diesen Punkten nicht die gleiche Bedeutung beigemessen wie sein Partner.
Ressourcenorientierter Rückblick
Raus aus der Problemtrance! Wenn keine Gefühle mehr in der Beziehung sind, neigen Partner oftmals dazu, in Ihrer Unzufriedenheit zu verharren. Insbesondere dann, wenn die Krise schon länger andauert. Sie haben schlicht vergessen, wie es mal zwischen Ihnen war, z. B. als sie noch frisch verliebt waren.
Auch hier eignet sich die „Kamera-Frage“. Was hätte die Kamera damals anders aufgenommen? Oftmals werden sich die Partner erst dann bewusst, was Ihnen fehlt. Und vor allem auch, was der jeweils andere Partner so an ihm geliebt hat, bevor es keine Gefühle mehr gab.
Reaktivierung – oder auch nicht
Bei der Reaktivierung kommt es nun stark auf die konkrete Problemlage des Paares an. Im Bereich „Hamsterrad des täglichen Lebens“ wird man sehr stark auf die Themen Erwartungen, Wertvorstellungen, Priorisierungen und Kommunikation eingehen.
Im Bereich „Verletzungen“ wird es primär darum gehen, was das Thema hinter dem Thema ist. Warum handelt der Partner so wie er handelt bzw. warum empfindet der andere Partner dieses Handeln als Verletzung.
Beim Thema „Rollenveränderung“ wird es darum gehen, entweder alte Gemeinsamkeiten wieder zu beleben oder ganz neue Gemeinsamkeiten zu entdecken ohne dass Sie nebeneinander her leben. Oder – und das sollte als Option nicht von vornherein ausgeschlossen werden – zu akzeptieren, dass die Partner sich bewusst für einen neuen Weg entschieden haben, zu dem der jeweils andere Partner nicht passt.
Fazit zum Thema “Keine Gefühle mehr in der Beziehung”
Es gibt unterschiedlich Gründe, die dazu führen können, dass keine Gefühle mehr in der Beziehung sind. So unterschiedlich die Gründe sind, so unterschiedlich sind auch die Ansätze, mit denen man an der Thematik arbeiten kann. Und es lohnt sich, dies in aller Gründlichkeit zu tun.
Genauso wichtig ist aber anzuerkennen, wenn deutlich wird, dass die Partner sich bewusst für unterschiedliche Wege und unterschiedliche Ziele entschieden haben.
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Über Paarberater Julian Ramin Burstedde
Ich wurde 1979 geboren, bin Vater zweier Kinder und seit 2010 glücklich verheiratet. Das kann ich jetzt mit Überzeugung sagen. Aber auch wir hatten unsere Höhen und Tiefen. Als Paartherapeut unterstütze ich Sie gerne auf Ihrem gemeinsamen Weg.
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